Disclaimer: Ziel dieses Beitrags ist es, zu erklären, welche Verhaltensweisen Menschen meinen, wenn in der Szene von einem oder einer Wunschzettelsub die Rede ist. Wir unterstützen die Verwendung dieses Begriffs nicht, da er oft verwendet wird, um die BDSM-Dynamik anderer von außen abzuwerten.


Vorfreude, leuchtende Kinderaugen, Träume, die in Erfüllung gehen – das ist es woran wohl die meistem beim Wort „Wunschzettel“ denken. Der in der BDSM-Szene geläufige Ausdruck „Wunschzettelsub“ ist jedoch leider weitaus weniger positiv konnotiert. Wir erklären euch, was es damit auf sich hat:

Was ist ein:e Wunschzettelsub?

Von einem oder einer Wunschzettelsub spricht man, wenn der devote Part eines BDSM-Machtgefälles das Geschehen allein durch seine oder ihre Wünsche bestimmt. Sub gibt die Praktiken vor, die er oder sie sich wünscht, braucht oder bevorzugt, sowie Intensität, Frequenz und Nuance. Dies kann im Gespräch vor oder auch während dem Spielen passieren. Oft wird der Begriff im Zusammenhang mit Topping from the Bottom verwendet.

Warum Wunschzettelsub ein abwertender Begriff ist

Obwohl der Begriff erstmal harmlos klingt, ist die Bezeichnung „Wunschzettelsub“ durchaus abwertend gemeint. Es ist ein Ausdruck für Subs, die sich mit einer expliziten Liste an Wünschen und Lieblingskinks an Doms wenden und so die dominante Partnerperson lediglich als Wunscherfüller:in dient. Die Befriedigung von Subs Forderungen steht allein im Vordergrund, ohne dass die Vorlieben und Ideen des oder der Dom Raum und Beachtung finden. So wird BDSM von einem Miteinander zu einem reinen Arbeitsauftrag.

Ein:e Wunschzettelsub sieht BDSM nicht als eine intime Beziehung zwischen zwei oder mehr Personen. Vielmehr würdigt er oder sie sein oder ihr gegenüber zu einem Werkzeug herab, das zum Ausleben devoter Neigungen gebraucht wird. Dies beschreibt ein sehr selbstsüchtiges und respektloses Verhalten. Der Begriff „Wunschzettelsub“ wird daher in der Szene als Beleidigung gewertet. Ein:e tatsächliche:r Wunschzettelsub kann möglicherweise auch noch andere Red Flags aufweisen.

Darf Sub denn keine Wünsche haben?

Doch, natürlich. Sub darf und soll Wünsche haben und diese auch äußern. Dabei unterscheiden wir erst einmal ganz ausdrücklich Wünsche von Limits. Letztere sind essentielle Bestandteile einer D/s-Beziehung. Hard Limits sind nicht verhandelbar. Auch Vorlieben und Neigungen zu kommunizieren gehört zum BDSM. Das hat nichts mit Wunschzettelsub zu tun. Vielmehr zeugt es von Verantwortungsbewusstsein und Selbstwert.

Kritisch wird es erst, wenn die oder der Sub seine oder ihre Wünsche als eine Liste sieht und erwartet, dass diese abgearbeitet wird. Entscheidet man sich, den submissiven Part in einem Machtgefälle zu übernehmen, entscheidet man sich dafür die Führung abzugeben. Der Kontrollverlust und das Loslassen werden oft erst dadurch spannend, dass man dem Verhalten des oder der Anderen ausgeliefert ist. Denn durch zu viele Pläne, Vorgaben und Wunscherfüllung kann der Reiz an der Unterwerfung verloren gehen. Außerdem sollten alle spielenden Personen im Rahmen der Grenzen des oder der Anderen auf ihre Kosten kommen.

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