Content-/Triggerwarnung: Begriff „Sklave“
Disclaimer: Wir sprechen in diesem Artikel oft von der Domina als einer weiblichen Person. Natürlich gibt es auch männliche Dominas, genannt Dominus, oder non-binäre Personen, die als Domina arbeiten.
Fängt man an sich mit BDSM zu beschäftigen, ist einer der ersten Begriffe, die einem begegnen, der der „Domina“. Auch in Nicht-BDSM-Kreisen ist die Domina einer der ersten Begriffe oder eines der ersten Bilder, das den meisten in den Sinn kommt, wenn von sadomasochistischen Praktiken die Rede ist. Was kaum jemand weiß, ist, dass es auch eine männliche Entsprechung, den „Dominus“ gibt. Für nicht-binäre Personen ist sich bisher noch keine eigene Bezeichnung durchgesetzt, meist wird dann auch von „Domina“ gesprochen.
Was ist eine Domina oder ein Dominus?
Eine Domina oder ein Dominus ist also eine Person, die sadomasochistische Praktiken gegen Bezahlung anbietet. Eine klassische Domina bietet dabei jedoch meistens keinen Sex an. Dennoch erfüllen sie durch ihre Dienstleistungen die sexuellen Bedürfnisse ihrer Kunden. Damit zählen sie zu den Sexworker:inne:n und fallen unter das Prostitutionsgesetz. Dominas, die neben SM-Praktiken auch Sexualpraktiken anbieten, nennen sich meist Bizarr-Lady. Personen, die eine:n dieser Dienstleister:innen besuchen, werden während der Interaktion meist als Sklave/Sklavin bezeichnet. Obwohl der Begriff aufgrund seiner historischen Belastung Personen triggern kann und mittlerweile Alternativen existieren, ist er in der deutsch- und englischsprachigen Szene immer noch gemeingeläufig. Die Domina wird dabei oft mit Titeln wie Herrin, Göttin, Mistress oder Lady angesprochen.
Eine Person, die diesem Beruf nachgeht, muss nicht zwingend dominant sein. Eine Vorliebe für sadistische Praktiken, Rollenspiele und Erniedrigung steigert aber sicherlich die Authentizität. Trotzdem bieten viele Prostituierte, Escorts, Camgirls und Sexworker:innen auch BDSM an, um ihre Zielgruppe zu erweitern.
Was macht eine Domina?
Jede Domina entscheidet selbst über ihr Reportoire an Dienstleistungen und Praktiken. Einige von ihnen verstehen sich als unberührbar oder unantastbar. Wenn man den Begriff streng auslegt, bedeutet das, dass die Person, die die Dienstleistung in Anspruch nimmt, die Herrin nicht anfassen darf. Es kann sogar bedeuten, dass auch sie selbst nicht direkt Hand an den oder die Kund:in legt. In der Praxis bedeutet unantastbar jedoch meist, dass die Domina sexuelle Interaktion und auch Küssen und Kuscheln mit dem oder der Kund:in nicht praktiziert. Das schließt aber beispielsweise Fußerotik, Massagen, Festhalten und auch Streicheln oder das Schlagen mit der Hand nicht aus.
Ansonsten können Dominas oder Domini alle erdenklichen Kinks in ihr Programm einbauen. Je nach Vorliebe und Talent spezialisieren sich viele auf gewisse Bereiche, wie beispielsweise Klinikspiele, Rollenspiele, Latex und viele mehr. Besonders gefragt sind auch Fußerotik, Natursekt, Facesitting, Erniedrigung, Pegging, Spanking und andere Arten der Lustfolter. Die Sessions können klassisch in einem SM-Studio, in einem (Stunden-)Hotel oder Bordell stattfinden. Auch Hausbesuche oder Spiele im Freien sind möglich. Die Dauer der Termine kann unterschiedlich sein und richtet sich nach den Vorstellungen von Domina und Kunde/Kundin. Angefangen von wenigen Stunden bis hin zur vollständigen Integration des oder der Unterwürfigen in den Alltag der Herrin oder des Herren ist alles möglich.
Wie läuft so ein Besuch ab?
Sicherlich handhabt jede Mistress den Ablauf einer Session ganz unterschiedlich. Es findet jedoch immer ein Vorgespräch oder zumindest ein schriftlicher Austausch vor dem Treffen statt. Dabei wird besprochen, was die Domina machen wird, wo ihre Grenzen und natürlich auch die Limits des oder des Sub liegen. Einvernehmlichkeit ist auch in der Beziehung mit einer Domina oder einem Dominus das oberste Gebot. Zudem wird das Honorar vereinbart, eventuell auch eine Anzahlung oder Vorkasse getätigt. Das Gespräch dient außerdem dazu, sich kennenzulernen und Vertrauen zu schaffen.
Eine Session beginnt üblicher Weise damit, dass der oder die Kund:in zum Duschen geschickt wird. Denn Hygiene ist bei allen Arten von Sexwork unerlässlich. Während des Spiels herrscht zwischen Domina und Sklave ein Machtgefälle. Auch wenn kein persönliches Verhältnis zwischen beiden besteht und eine Domina nicht unbedingt eine emotionale Bindung zu ihren Kunden pflegt, handelt sie stets nach einem Consentsystem wie SSC. Sicherheitssysteme und Safewords gibt es hier genauso wie beim BDSM zwischen Partnerpersonen.
Nach der Session holt eine professionelle Domina ihre:n Kunden/Kundin in die Realität zurück. Aftercare in Form von zärtlichem Körperkontakt wird man wohl eher vermissen. Aber das Versorgen von Wunden, eine weitere Dusche und ein gemeinsames Gespräch bei einem Getränk gehört bei vielen Profis dazu. Es kommt dabei natürlich immer auf die Situation, die Intensität und die Umstände des Spiels an.