Nicht die Kleidung dominiert, sondern der Mensch. Doch eine Session zu inszenieren und sich dafür regelrecht aufzudonnern, lässt einen aus dem Alltag entfliehen, findet Femdom und Deviance-Autorin Lynn.
Dieser Text mit dem Titel „Über Inszenierung und Präsentation“ erschien zuerst auf dem Blog Zartbitternacht und wurde Deviance von den Betreiberinnen Lynn und Zaxi zur Verfügung gestellt.
Ja, ich kann dominieren im Kuschelpullover. Ich kann in Jeans und T-Shirt mit meiner Sprache den Wunsch in dir auslösen, zu knien. Es ist mir möglich, aus dem Stegreif eine Session abzuhalten. Doch ich gestehe: Ich liebe die Inszenierung, den Glamour, das Spiel mit allen Sinnen. Ich mag es, mein Alltags-Ich abzustreifen und die Königin in mir zu wecken. Es gefällt mir, optisch das zu präsentieren, was ich in seinem Kopf ohnehin bin, die Show, das etwas Märchenhafte, das Besondere. Der Geruch von Leder und Lack, das Aufdonnern, die Verwandlung.
Und weil ich es so liebe und mich damit gut und oft auch viel sicherer in meiner Rolle fühle, hier für euch, Ladies, eine kleine Führung durch meine Vorbereitungen, wie sie laufen können. Es ist nicht immer gleich, so wie keine Session gleich ist. Abwechslung macht es reizvoll.
Wer erwartet ihn heute? Die Diva? Die klassische Domina? Geht ihr vorher noch essen? Deine Möglichkeiten sind endlos.
Schon die Vorbereitung ist ein Genuss
Die Location ist gebucht, geschmackvoll, stilecht, exquisit. Was Sub für ein Outfit trägt, ist leicht zu erraten. Handfesseln, Fussfesseln, Halsband. Was braucht er mehr? Meist lasse ich ihn mein „Arsenal“ aus Spielzeug und Werkzeug für mich vorbereiten, schicke ihn duschen und sonstige Vorbereitungen treffen. Ich dusche schon Zuhause und nutze die Vorbereitungszeit für eine Inszenierung meiner selbst.
Die Clip-In-Extensions lassen meinen modischen Longbob zur betörenden Mähne werden. Meine kleinen Makel verschwinden unter Make Up. Der Lippenstift, der mir für den Job zu rot ist, hat seinen großen Auftritt. Die Magnetwimpern unterstreichen meinen Blick, gemeinsam mit den Smokey Eyes, die ich mir zuvor geschminkt habe. Meine Auswahl an kinky Outfits ist inzwischen recht ansehnlich. Das ist der schwerste Teil: „Was ziehe ich an?“
Trage, was beliebt, um dem Alltag zu entfliehen
Die roten Lackstiefel? Die schwarzen Overkneestiefel? Heels? Das Kleid oder den Overall? Korsett oder BH? Fishnet oder Nylon? Will ich mich selbst verwöhnen lassen? Dann ist der Body keine gute Wahl. Doch wenn ich unnahbar sein will, ist er perfekt.
Wenn ich anschließend in den Spiegel schaue, sehe ich nichts mehr von einer gestressten Mutter mit Haushalt und Job, mit Sommersprossen von der Gartenarbeit und den ersten Falten um die Augen. Nein, ich sehe eine Diva. Eine Lady, die genau weiß, was sie will. Eine Frau, für die ein Mann mit Freude kniet.
Ich spüre eine Macht und Energie in mir, die sonst auch da ist, aber nie so offensichtlich. Dann bin ich bereit. Er hört das Klacken meiner Absätze, wartet, kniend, die Stirn auf dem Boden. Er küsst meine Schuhe. Wenn ich ihm dann gestatte, mich anzusehen und das Leuchten in seinen Augen mir seine Verehrung zeigt, fühle ich mich wahrhaftig wie eine Königin.