Ihr kennt doch sicher alle dieses „Damit hat alles angefangen“-Meme mit BDSM-Kontext. Ein Kind hält das Fingerchen in flüssiges Wachs eines ausgepusteten Teelichts, um es dann auf der Fingerkuppe trocknen zu lassen und vorsichtig abzupulen. Oder so eines hier:
Ob es bei mir damit angefangen hat, daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Dennoch üben Wachsspiele als BDSM-Praktik inzwischen einen besonderen Reiz auf mich aus.
Zugegeben: nach meinen ersten Erfahrungen mit Haarentfernung per Warmwachsstreifen war ich mir eigentlich sicher, nie wieder heißes Wachs freiwillig in die Nähe meines nackten Körpers zu lassen.
Es sei denn, ich kann dabei in ein Handtuch schreien, während entspannende Meditationsmusik dudelt und dafür ein paar Wochen haarfrei sein.
Wachsspiele: Wie alles begann
Kerzenschein gehörte schon immer zum Thema Romantik und somit ins Schlafzimmer. Es war also naheliegend und nur eine Frage der Zeit, bis das erste Wachs auf einem Körper landete.
Vermutlich hat irgendwann im tiefsten Mittelalter irgendein Ritter, der seine Dienstmagd grad an den Hüften und sich selbst für einen besonders kreativen Liebhaber hielt, beim Blick auf eine der Kerzen neben dem Feldbett gedacht: „Hey, die Suppe könnte ich dem Weib mal drüber kippen“.
Ritter kippt, Weib schreit, Ritter wird geil, Wachsspiele geboren. Oder so. Inwieweit das ganze damals wohl safe, sane und consensual war, darüber lässt sich streiten. Genauso wie über genauere Überlieferungen der Anfänge dieser Spielart.
Mein erstes Wax Play lief im Grunde ziemlich ähnlich ab, wie der oben beschriebene anachronistische Porno. Nur – an dieser Stelle Lob an meinen Spielpartner – mit einer geeigneteren Kerze. Dabei hatte ich zwei Umstände auf meiner Seite, die im Nachhinein äußerst vorteilhaft waren. Zunächst einmal war es Hochsommer. Bevor der erste Tropfen meine Haut berührte war ich schon so aufgeheizt und nass geschwitzt, dass das Brennen ziemlich mild und das getrocknete Wachs durch den Schweißfilm easy zu entfernen war. Inzwischen finde ich Massageöl oder Bodylotion als Trennmittel aber doch schöner und sicherer.
Außerdem bin ich noch heute dankbar, dass die Session nicht bei mir zuhause stattgefunden hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass am Tatort noch heute die letzten Überreste meines Genusses im Teppich festgetreten werden. Seitdem lebe ich beim Wax Play die Devise: Es ist zwar wenig sexy das halbe Schlafzimmer mit alten Handtüchern auszulegen, aber es ist noch weniger sexy im Nachhinein auf den Knien Wachsreste aus einem Teppich zu kratzen. Für mich zumindest. Manch Anderer würde ich sich sicher über den Anblick freuen.
Das Wachs-tum und seine Reize
Wenn mich jemand fragt, was ich am Wachsspiel besonders mag, dann auf jeden Fall die Tatsache, dass Schmerz dabei leise, ohne viel Krach, entsteht.
Außerdem reizt mich die feine akustische Note und der haptische Aspekt erkaltetes Wachs zu brechen. Ganz genau, ich war ja immer schon die, die beim Knack vom Magnum-Eis genießerisch die Augen schließt. Und bin auch bis heute der lästige Gast, der an lauen Grillabenden im Hochsommer nervös mit den Windlichtern rumsaut und Mutti die Tischdecke ruiniert.