R.A.C.K. steht für…

…Risk Aware Consensual Kink und ist eine der zwei Leitphilosophien für BDSM-Beziehungen und Aktivitäten. RACK ist als Gegenentwurf zum Prinzip SSC (Safe, Sane, Consensual) entstanden, da sich mit letzterem viele BDSM-Anhänger:innen nicht ausreichend identifizieren konnten. Da es entstehungsgeschichtlich jünger ist, ist es weniger verbreitet als SSC.

Beide Prinzipien dienen als Modell und Basis für die Ausübung sadomasochistischer Praktiken und die Abgrenzung von strafrechtlich relevanter Gewalt.

Risk…

…steht für das Risiko, das jede BDSM-Aktivität beinhaltet.

Aware…

…bedeutet, dass alle Teilnehmenden gut über die potenziellen Risiken informiert sind, die mit jeder vorgeschlagenen Aktivität verbunden sind.

Consensual…

steht für „einvernehmlich“ und meint damit, dass alle Beteiligten vor der Teilnahme an einer Aktivität bei klarem Verstand ihre vorherige Zustimmung gegeben. Außerdem ist es allen Beteiligten zu jeder Zeit möglich, ihre Zustimmung zu widerrufen. Zum Beispiel durch ein vorher vereinbartes Safeword oder -zeichen.

Kink…

…bedeutet im Allgemeinen, dass die diskutierten Aktivitäten als eine Form von alternativem Sex klassifiziert werden. „Kink“ kann aber auch als weiter gefasster Begriff verstanden werden, der zusätzliche, vom Denken, Fühlen, Handeln und Gewohnheiten der Bevölkerungsmehrheit abweichende Aspekte abdeckt.

Der Beitrag zum Anhören:

Welche Rolle spielt RACK?

Das RACK-Konzept kann nicht ohne die SSC-Philosophie betrachtet werden, da es die Prinzipien von Letzterem in Frage stellt. SSC stellt den objektiv schwammigen Begriff der Sicherheit in den Vordergrund. Dagegen betont RACK die Eigenverantwortlichkeit und persönliche Risikobeurteilung der Beteiligten.

Denn warum sollten BDSM-Praktizierende gewisse Handlungen, die nicht als vollkommen sicher erscheinen, nicht eingehen, wenn alle Beteiligten sich dessen bewusst sind und es trotzdem wünschen?

Dasselbe gilt für Handlungen, die unvernünftig erscheinen, was in den meisten Fällen mit der Sicherheit verknüpft ist. RACK vermittelt also eine Sichtweise, die bestimmte riskante sexuelle Verhaltensweisen im Allgemeinen zulässt, solange sich die Beteiligten der Risiken voll bewusst sind und ihnen freiwillig zustimmen. „Ich kenne das Risiko und gehe es bewusst ein“. 

Der Aspekt der Einvernehmlichkeit ist in beiden Philosophien nicht verhandelbar, wird im RACK-Prinzip durch die Verknüpfung mit der individuellen Risikobeurteilung jedoch noch stärker betont.

Worauf es bei RACK zu achten gilt:

Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass RACK-Spiele gefährlicher und weniger vernünftig sind als solche, die auf SSC basieren und alle Praktiken erlaubt sind, solange sich alle Teilnehmer der absehbaren und ebenso unabsehbaren Risiken bewusst sind. Das greift jedoch zu kurz. 

Die RACK-Philosophie besagt, dass es schlichtweg unmöglich ist jedes Risiko komplett zu eliminieren, da jedes Spiel gewisse physische und psychische Risiken beinhaltet. Diese sind von den einzelnen Beteiligten, ihrem Mindset und ihrer Erfahrung, den ausgeübten Praktiken, dem Spielkontext selbst, möglichen äußeren Faktoren sowie zahlreichen weiteren Faktoren abhängig. 

Indem auf diese Risiken hingewiesen und an das Bewusstsein über diese appelliert wird, entstehe eine realistische Vorstellung von BDSM statt eines falschen Gefühls von Sicherheit.

Dennoch: Auch das RACK-Prinzip basiert auf einer subjektiven Beurteilung. Wie bewusst ist bewusst genug? Auch hier gilt: Informiert euch so gut es geht, über alle möglichen konkreten und unwägbaren Risiken und versucht, diese so gut es geht zu minimieren, bevor ihr Handlungen zustimmt. 

Welche BDSM-Spielarten fallen unter RACK?

Folgt man der Argumentation von RACK-Anhänger:innen eigentlich alle. Im Besonderen sind aber die so genannten Edgeplay-Praktiken zu nennen, wie Nadelspiele, Cuttings, Suspensions, Breathplay oder Atemkontrolle, Rapeplay oder auch so genannte Tunnelspiele wie das Figging.

SSC oder RACK?

Wie eingangs erwähnt, ist das defensivere SSC-Prinzip älter und verbreiteter als RACK, welches mehr Freiheit zu versprechen scheint. Gemeinsamer Nenner beider Philosophien ist die Einvernehmlichkeit, die Grundlage jedes Handelns im BDSM. Solange diese beachtet wird, bleibt jedem Menschen selbst überlassen, für welches Konzept er oder sie sich entscheidet. Oder warum nicht für eine Mischung aus beiden?


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