Was ist eine Playparty?
Die Temperaturen steigen und damit bei vielen auch die Lust. Playparty klingt erstmal nach Kindergeburtstag und frei übersetzt heißt Playparty ja auch in etwa „Spielveranstaltung“. Im BDSM-Kontext jedoch wird statt einer Hüpfburg eher ein Andreaskreuz aufgestellt und Sackhüpfen bekommt möglicherweise auch eine ganz andere Bedeutung.
Kurz: Es ist eine Gelegenheit in einem öffentlichen Rahmen eine Session abzuhalten. Das ist aber auch die einzige Vorgabe, die eine Playparty hat. Es sollte Platz für sexuelle und BDSM-Handlungen sein. Ansonsten sind Gestaltung und Ablauf sehr individuell und frei.
Eine Playparty bietet in der Regel zumindest eine Lounge, oft sogar eine Tanzfläche. Je nach Veranstaltung gibt es mehr „Play“ oder mehr „Party“. Einige Events gestalten einfach verschiedene Areale mit Spielbereichen abseits der Tanzfläche und bauen dort Equipment und Möbel auf. Andere finden direkt in Räumlichkeiten eines SM-Studios statt und gibt es einen Aufenthaltsraum zum Verschnaufen, Essen und Trinken.
Dabei gibt es eine große Bandbreite von Playparties: Manche haben Themen und inszenieren Rollenspiele, andere fokussieren sich auf einen Fetisch und wieder andere sind offen für jede Form von Praktiken. Manche haben einen festgelegten Dresscode, geben ein bestimmtes Alter vor oder man sollte als Besucher:innen bestimmte Eigenschaften, Vorlieben oder Fetische mitbringen. Außerdem kann ein und dieselbe Party von jedem Gast und jeder Gästin anders wahrgenommen werden. Trotzdem möchten wir im Folgenden die Basics für euch zusammenfassen:
Dresscode auf einer Playparty: Alles oder nichts
Viele Playparties haben einen Dresscode. Das fängt ähnlich wie in Clubs bei “alles außer Jeans und T-shirt” an, geht über “Lack, Leder, Latex” und endet bei: Nichts. Themen und Mottos sind gerade bei Playparties sehr beliebt. Von Kostümball bis zur CFNM oder CMNF – das steht für Clothed Female, Naked Male, beziehungsweise Clothed Male, Naked Female – ist alles möglich.
Für manche Parties sind diese Dresscodes aber mehr als nur die gewünschte Optik. Sie appellieren an den Fetisch und die Vorlieben des Publikums. So gibt es zum Beispiel reine Latex-Parties, auf denen natürlich alle Anwesenden Latex tragen. Im Idealfall gibt es auf diesen Parties dann ein spezifisches Angebot für Menschen mit dieser Vorliebe: Zum Beispiel ein Vakuum-Betten oder Würfel.
Bei einer CFNM/CMNF-Party oder auch einem sogenannten Stutenmarkt, indiziert die Kleidung oder das Fehlen von dieser zusätzlich die Rolle einer Person. Ist man auf einer solchen Veranstaltung nackt, so ist man meist Sub. Ist man angezogen, so hat man die dominante Rolle inne. Auf einem Stutenmarkt oder auch einer O-en Party, tragen die Subs Arm- oder Halsbänder mit Farbkodierung ähnlich wie beim Hanky Code. Diese zeigen an ob und nach welchen Regeln die Person für den Abend von anderen genutzt werden kann.
Nur mit Einladung oder ganz einfach per Klick
Die meisten Playparties lassen sich online finden, über diverse Foren oder Webseiten. Gerade regelmäßige Veranstaltungen, die monatlich, quartalsweise oder nur jährlich stattfinden, machen Werbung über die Plattformen. Man kommt nur mit ein paar Klicks an ein Ticket.
Zu anderen Veranstaltungen wird man nur eingeladen, in dem man zum Beispiel Teil eines Stammtisches ist. Einige große Stammtische beziehungsweise BDSM-Vereine haben eigene Veranstaltungen oder helfen selbst bei der Organisation örtlicher Playparties mit. Bedingung für diese ist dann, dass man selbst zu Gast bei diesen Stammtischen war. Oft darf man auch andere Personen empfehlen, beispielsweise von einem Stammtisch aus einer anderen Stadt.
Es gibt auch geschlossene Parties, zu denen man nur mit exklusiver Einladung kommt. Oft haben diese ein spezifisches Thema oder sollen im kleinen Rahmen stattfinden. Zu diesen wird man nur eingeladen, wenn die Gastgeber:innen einen kennen oder man empfohlen wird. Oder man kann beziehungsweise muss sich im Vorfeld auf die Plätze bewerben.
Was kann ich auf einer Playparty erwarten?
Was auf einer Playparty passiert, ist von verschiedensten Faktoren abhängig:
1) Welche Art Party ist es?
2) Welche Umstände sind gegeben?
3) Was möchtest du machen?
Frei nach dem Motto “Alles kann, nichts muss” kann man nur zuschauen oder sich in den Mittelpunkt der Veranstaltung rücken. Dabei ist die Stimmung des Publikums oft ausschlaggebend für den Ablauf und die Intensität der Party.
Wer also keinen sexuellen Praktiken und oder der Ausübung von Vorlieben beiwohnen will, für den oder die ist eine Playparty nicht die richtige Veranstaltung. Natürlich wird man zu nichts gezwungen, aber es gibt durchaus Events wo es zum Schluss in jedem Raum zu Sessions kommt. Normalerweise wird aber immer eine Ruhezone bewahrt, in der es nicht zu Handlungen kommt. Als Alternative gibt es Fetischparties: Events mit BDSM-Kontext, auf denen nicht zwingend gespielt wird und die sexuellen Komponenten im Hintergrund bleiben.
Playparty Knigge
Für die wenigstens Menschen ist es Alltag, neben fremden und auch bekannten Menschen zu spielen. In der gemeinsamen Routine zu Hause sind bestimmte Handgriffe etabliert. Man legt das Spielzeug immer an die selbe Stelle und die eigene Dynamik ist vertraut. Auf einer Playparty sind aber einige Dinge anders, daher hier ein kurzes Knigge.
Respektiert den Raum anderer und markiert euren eindeutig
Ein geschlossener Vorhang oder Türe bedeutet gewünschte Privatsphäre. In diesen Raum darf also nicht eingedrungen werden. Wenn ihr keinen Raum habt, sondern nur ein Spielgerät, dann markiert am besten mit einer Tasche oder ähnlichem die Grenze, die keine:r überschreiten soll.
Fragt nach Konsens: Aktiv
Wenn dir jemand auf einer Party gefällt, dann geh vorher ein Gespräch ein. Frag nach Einwilligung bevor du jemanden berührst, küsst oder bespielst. Gerade wenn es um so genanntes „Pick Up Play“ geht, entfällt das Gespräch über Grenzen und Limits nicht. Auch ist es sinnvoll, einen Rahmen für diese Szene fest zu legen und ein so Ziel zu setzen.Und: Auch bei spontanen Begegnungen sollte Aftercare nicht zu kurz kommen.
Fragt nach Konsens : Auch Passiv
Wenn ihr einer Szene beiwohnen wollt, euch dabei berühren wollt oder auch an dieser teilhaben wollt, dann fragt eindeutig nach Consent. “Darf ich zuschauen?”, “Ist es in Ordnung wenn ich mich anfasse?”, “Möchtet ihr ein paar weitere Hände?”. Wenn ihr nicht fragen möchtet, um die Szene nicht zu stören, baut kurz Augenkontakt mit der oder dem Dom auf, um die Situation so anzuerkennen.
Alle spielen anders
BDSM existiert auf einer riesigen Bandbreite. Was euch eigenartig vorkommt, ist bei anderen der Einstieg. Die persönlichen Vorlieben von Menschen sind unterschiedlich und nicht alle davon sind so verbreitet wie andere. Solange Praktiken nicht die gesamte Party belasten, akzeptiert diese. Es gilt: YKINMKBYKIO – „Your kink is not my kink, but your kink is okay!“ Also jedem wie es gefällt. Kink-Shaming ist hier fehl am Platz.
Nach Benutzung: Bitte säubern!
Ein BDSM-Club und ein Sportstudio haben ein paar Dinge gemeinsam: Es gibt viele schwitzende aktive Menschen. Daher gehört es zum Minimum an Rücksichtnahme ein Handtuch unterzulegen, ein benutztes Gerät zu desinfizieren und allen Müll wegzuschmeißen. Die Gastgeber:innen stellen hierzu Desinfektionsmittel, Tücher und Handtücher bereit. Es ist aber auch ratsam, selbst einen Grundstock an Reinigungsmitteln in der Party-Bag zu haben.
Keine Fotos, Keine Videos
Schießt man auf einer Fetischparty vielleicht noch ganz gerne ein schnelles Erinnerungsfoto auf dem Clubklo, so sind Kameras und Aufzeichnungen auf einer Playparty absolut verboten. Für Verstöße gibt es hier gerne mal Hausverbot oder es kommt zur Anzeige.
Die Mischung machts
Eine Playparty gibt einem die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die über die Möglichkeiten in den eigenen vier Wänden hinausgehen. Durch das gestellte Equipment, die Anwesenheit anderer Menschen, den offenen Raum oder aus anderen Gründen. Playparties geben eine Chance auf Hemmungslosigkeit unter Menschen, die dir vorurteilsfrei begegnen. Dennoch ist es kein Muss, die eigenen Grenzen auszureizen. Auch nur zu schauen, dazuzulernen oder gewohnte Weisen an einem neuen Ort zu erleben, können einen solchen Abend unvergesslich machen. Die Mischung macht’s!