Herzlich willkommen! Wenn du das hier liest, dann interessiert dich wahrscheinlich BDSM, oder vielleicht hat dir eine Person, die sich damit beschäftigt, diesen Artikel geschickt. Über dieses Thema zu sprechen ist nicht immer einfach, und die Entscheidung, wem man davon erzählt, ist oft eine große Herausforderung. Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Artikel zum Thema Coming Out zu schreiben, der dir und deinem Umfeld eine hilfreiche Orientierung bietet.
Was genau ein Coming Out ist und was es dabei zu beachten gibt, haben wir bereits in einem anderen Artikel behandelt. In diesem Text geht es um einen Leitfaden, wie du dein Coming Out erfolgreich meistern kannst. Nicht alle der hier genannten Punkte müssen für dein persönliches Outing zutreffen – vielleicht benötigst du mehr oder weniger. Es soll dir vor allem eine Übersicht und ein wenig Orientierung verschaffen.
Ein Coming Out ist das Ergebnis eines Outings – also, sich zu etwas zu bekennen. Dieser Begriff wird häufig im Zusammenhang mit LGBTQ+ verwendet, wenn Menschen sich zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen. Es geht dabei darum, der Welt und den Menschen zu erklären, dass man von der Vorstellung der „Norm“ abweicht. Glücklicherweise wird die Vorstellung von Normalität in unserer Gesellschaft immer vielfältiger und bunter. Dennoch sind die Hemmungen, besonders beim Thema BDSM, nach wie vor hoch. Lasst uns also die wichtigsten Punkte durchgehen!
Voraussetzungen für ein BDSM Coming Out
Mit sich selbst im Reinen sein
Die Vorliebe für BDSM stellt jeder Mensch zu einem anderen Zeitpunkt fest. Manche merken schon im Kindesalter, dass etwas anders ist, während andere ihre Neigungen erst später entwickeln. Manche Fetische oder Vorlieben entstehen früh und wenn dann der Pubertäts-Hormon-Cocktail zuschlägt, wird einem erst bewusst, was einen wirklich anmacht. Dass sich Sexualität in diesem Alter entwickelt, ist kein neues Thema. Forscher wie Richard von Krafft-Ebing und Ernst Bornemann haben die sexuelle Entwicklung von heterosexuellen, homosexuellen und sogar sadomasochistischen Tendenzen dokumentiert und untersucht.
Doch nur weil diese Gefühle entstehen, heißt das nicht, dass man sie einfach akzeptieren kann. Schließlich geht es hier um ein Thema, das gesellschaftlich oft stigmatisiert wird. Der erste Schritt besteht daher darin, mit sich selbst ins Reine zu kommen, indem man die eigenen Gedanken und Fantasien ehrlich betrachtet.
Das erste Coming Out findet also vor dir selbst statt. Das kann schon schwierig genug sein, da viele der BDSM-Rollenbilder den gesellschaftlichen Normen widersprechen. Die Realisierung und Selbstakzeptanz dieser Neigung kann kräftezehrend und von vielen inneren Konflikten begleitet sein. Diesen ersten Schritt gehst du allein, aber er ist entscheidend, denn die Vorliebe für BDSM macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Ein Fetisch ist nicht abartig oder unnormal. Ein gesundes Verhältnis zu sich selbst, zum eigenen Körper und zur eigenen Sexualität ist entscheidend. Ohne dieses lässt sich auch kein gesunder und ehrlicher Zugang zum BDSM finden.
Ort und Zeit
Über diese Faktoren denkst du vielleicht normalerweise nur bei einem Date nach, aber der richtige Ort kann auch hier entscheidend für den Verlauf des Gesprächs sein. Zwar gibt es keinen perfekten Ort und keine perfekte Zeit für ein Coming Out, aber dennoch ein paar Situationen, die du besser vermeiden solltest, da sie dem Anlass eines Outings nicht gerecht werden.
- Nimm dir Zeit für das Outing. Ein solches Gespräch zwischen Tür und Angel ist unpassend. Vermeide es, das Outing direkt vor einem Termin oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt anzusprechen.
- Das Gespräch selbst kann kurz oder ausführlich sein – nimm dir daher genug Zeit dafür.
- Ein Outing kann emotional aufgeladen sein und manchmal braucht es Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten. Gib dir und der anderen Person einen Moment, um alles in Ruhe zu überdenken.
- Während du bei einem Coming Out während einer Familienfeier vielleicht alle ansprechen könntest, könnte die Stimmung, besonders unter dem Einfluss von Alkohol, schnell kippen.
- Ein Outing kann an vielen Orten stattfinden, aber wichtig ist, dass du dich sicher fühlst und du sowie die Person, vor der du dich outest, die Möglichkeit haben, sich in Ruhe auszutauschen.
- Vielleicht ist der Küchentisch oder das Wohnzimmer der Person ein geeigneter Ort, für andere könnte ein neutraler Ort wie ein Café oder ein Park besser geeignet sein.
Coming Out Strategie
Nachdem du mit dir selbst im Reinen bist und die äußeren Umstände geklärt sind, gilt es, eine Strategie zu entwickeln. Du kannst dich beispielsweise nur teilweise outen, gegenüber einer Freundesgruppe oder einzelnen Personen, oder du entscheidest dich, es sehr öffentlich zu machen. Manche Menschen teilen ihrem Umfeld nach und nach mit, was sie mögen, während andere von Anfang an offen ihre Neigungen mitteilen. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Es ist völlig in Ordnung, deine Partnerin oder andere vertraute Personen dabei zu haben.
Unterstützer finden
Das erste Coming Out hast du vor dir selbst, aber das erste „richtige“ Outing solltest du vor jemandem haben, der oder die dich unterstützt. Jemand, von dem oder der du weißt, dass er oder sie liberal ist, vielleicht selbst queer oder ein:e Unterstützer:in von Minderheiten. Natürlich gibt es keine Garantie, dass diese Person Verständnis für BDSM hat. Doch mit dieser Person kannst du den Ablauf und mögliche Fragen durchgehen. Wenn du dein Coming Out vor deiner Familie durchführen möchtest, könntest du zunächst Geschwister oder ein Elternteil einweihen, die dich im Gespräch unterstützen können. Der Rest der Familie kann sich dann an die Person wenden, die bereits informiert ist.
BDSM Coming Out Probelauf
Es klingt vielleicht seltsam, aber es ist völlig in Ordnung, vorher Sätze oder Szenarien durchzugehen. Du kannst vor dem Spiegel, deiner Katze oder Freund:innen üben. Auch mit den Leuten auf deinem lokalen BDSM-Stammtisch kannst du das Gespräch durchspielen. Es ist hilfreich, wenn du bereits eine Vorstellung davon hast, welche Sätze du verwenden möchtest. So kannst du auch Feedback einholen, um herauszufinden, welche Formulierungen vielleicht zu krass oder unklar klingen.
Das Richtige sagen
Es ist eine gute Idee, eine Vorstellung davon zu haben, was du sagen möchtest. Es lohnt sich, einige Sätze oder Ideen im Voraus aufzuschreiben. Vermeide es, zu viele Fachbegriffe zu verwenden, und setze stattdessen auf eine neutrale Sprache. Diese kannst du dann einen Abend später noch einmal durchlesen und überlegen, ob sie immer noch passend für dich sind. Eine gute Frage könnte sein: „Wie viel möchtest du denn wissen?“, „Würdest du dich wohl fühlen, wenn ich dir von einer Vorliebe erzähle?“ oder „Möchtest du wissen, was wir dabei machen?“
Ein paar Sätze, die den Einstieg erleichtern können
- „Ich möchte dir etwas erzählen, ich treffe seit einiger Zeit jemanden. Ich habe mit dieser Person eine besondere Beziehung und entdecke gerade eine neue Welt, die voller verschiedener Dinge steckt. Dabei habe ich festgestellt, dass ich eine Vorliebe für Bondage / BDSM / Petplay habe.“
- „Du hast vor ein paar Jahren doch sicher von dem Film ‚50 Shades of Grey‚ gehört. Ich habe zwar keinen Millionär kennengelernt, aber dennoch festgestellt, dass ich mich von diesen Themen sehr angezogen fühle.“
- „Ihr wisst ja, Sexualität ist ein breites Spektrum. Ich habe festgestellt, dass ich an einer anderen Stelle bin als die meisten Menschen.“
- „Ich möchte, dass ihr mir heute bei einem wichtigen Thema zuhört. Ich habe festgestellt, dass ich bestimmte Dinge mag.“
- „Den Begriff LGBTQ+ kennst du sicher. Das umfasst viele verschiedene Arten von sexuellen Orientierungen. Auch ich habe eine andere sexuelle Neigung und darüber möchte ich dir erzählen.“
- „Mir fällt es nicht leicht, aber ich vertraue dir und halte dich für eine tolerante Person. Deshalb möchte ich dir etwas erzählen.“
Keiner dieser Sätze garantiert den Erfolg, aber sie können dir helfen, das Gespräch zu beginnen.
Ängste nehmen
Die erste Frage, die beim Thema BDSM oft kommt, ist: „Wirst du dabei verletzt?“ oder „Du lässt dir weh tun?“ Als Top könnte die Frage lauten: „Wie kannst du jemanden weh tun?“ oder „Hast du da kein schlechtes Gewissen?“ Deshalb ist es wichtig, einige Dinge zu betonen:
- „Uns geht es gut dabei, wir reden vorher und auch danach. Uns ist immer wichtig, dass es gesund und sicher ist und wir mit einem guten Gefühl aus der Situation gehen.“
- „Vorher werden klare Grenzen abgesteckt, die nicht überschritten werden dürfen. Außerdem kann und darf jederzeit gestoppt werden. Es gibt ein Safeword.“
- „Bevor wir irgendetwas machen, sprechen wir über Einwilligung. Wir wissen, was passiert, und stimmen dem beide zu. Ohne ein klares ‚Ja, ich will das‘ machen wir nichts.“
- „Ich informiere mich, bevor ich irgendetwas mache. BDSM bedeutet nicht, gewaltsam miteinander umzugehen. Es bedeutet, sich gegenseitig wertzuschätzen und ehrlich zu reflektieren, was man möchte.“
- „BDSM steht für eine Menge Dinge. Es ist viel mehr als Schmerz oder die Dinge, die man im Fernsehen sieht. Ich bin sicher und gut aufgehoben. Ich werde gewertschätzt und erlebe viele besondere Erfahrungen.“
Kein Coming Out Rezept
Leider gibt es keinen Masterplan, wie ein BDSM Coming Out verlaufen sollte. Doch wir hoffen, dass dieser Artikel dir einige Einsichten und Orientierung bieten konnte, die dir deine Sorgen nehmen. Denke daran, dein Coming Out gehört dir! Du musst dich nicht zwingen, dich jemandem zu öffnen, und du bist niemandem dein Outing schuldig.
Ein Outing ist praktisch ein Statusupdate. Du musst nicht alle deine Vorlieben und Präferenzen ausbreiten, sondern nur das teilen, womit du dich wohlfühlst. Unangebrachte Fragen musst du nicht beantworten.
Diese Grundpfeiler können dir dabei helfen, dein Outing leichter zu gestalten. Halte auch Informationsquellen, wie zum Beispiel dieses Magazin, bereit, falls noch mehr Fragen auftauchen. Das ist besonders wichtig, um das Klischee von gefährlichen, dunklen Kellern, das viele Menschen mit BDSM verbinden, zu entkräften. Einige dieser Klischees sind tief in der Gesellschaft verwurzelt. Auf unserer Website findest du eine Vielzahl von Artikeln, die auch Vanillas anschaulich erklären, worum es bei gesundem, respektvollem BDSM geht.
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