BDSM soll zu Freude, Ekstase, Spaß und Entspannung führen. Doch manchmal geht etwas schief oder die Stimmung kippt während oder nach dem Spiel. Ein Drop kann selbst dann passieren, wenn alle SSC-Regeln eingehalten wurden und man eigentlich schon ein eingespieltes Team ist. Und er kann sowohl bei dominanten wie auch bei devoten Spieler:innen auftreten.
Wir möchten euch hier mögliche Ansätze geben, mit einem Dom-Drop/Sub-Drop umzugehen. Dabei kann es niemals einen Leitfaden oder eine Patentlösung geben. Jede:r von uns hat andere Bedürfnisse, gerade in sensiblen Momenten. Nehmt diese Liste daher als Vorschlag und schaut, was für euch am besten passt.
1. Nähe nach dem Drop
Ganz ähnlich wie bei der üblichen Aftercare nach einer BDSM-Session tut körperliche Nähe vielen auch bei einem Absturz gut. Frag, ob das erwünscht ist. Nimm dein Gegenüber in den Arm, mach es ihm oder ihr gemütlich und tauscht Zärtlichkeiten aus. Es geht jetzt nicht um sexuelle Erregung sondern darum, deiner Partnerperson das Gefühl von Sicherheit zu geben.
2. Körperliche Bedürfnisse versorgen
BDSM kann unglaublich anstrengend sein. Bei einem Absturz spielt auch unser Körper eine große Rolle. Sorgt dafür dass bei einem Absturz körperliche Bedürfnisse wie Wärme, Kühlung, Schlaf, Durst, Hunger, Schmerzlinderung und Ruhe versorgt sind.
3. Abstand nach dem Drop
Nicht immer ist Nähe bei einem Drop gewünscht. Es ist genauso normal in einer emotionalen Situation mehr Raum für sich selbst zu brauchen.
Körperlicher Abstand
Fragt bei einem Drop unbedingt nach, ob es in Ordnung ist, Sub beziehungsweise Dom jetzt in den Arm zu nehmen. Falls nein, musst du nicht gleich den Raum verlassen. Lege oder setze dich stattdessen mit etwas Abstand zu deinem Partner oder deiner Partnerin und frage, ob es so okay ist. Auch wenn Berührungen bei einem Drop oft „zu viel“ sind, kann deine körperliche Anwesenheit wohltuend sein. Akzeptiere jedoch auch, wenn deine Partnerperson dich bittet, den Raum zu verlassen oder sich selbst zurückziehen möchte. Es gibt zum Beispiel auch die Möglichkeit, sich nur an den Händen zu berühren.
Abstand zu BDSM
Oft tut es gut, bei einem Drop erst einmal Abstand von der ganzen BDSM-Thematik zu gewinnen. Räumt eure Spielzeuge weg, zieht die Outfits aus und verstaut sie erst einmal im Schrank. Entfernt wenn möglich Gegenstände mit BDSM-Bezug. Es kann auch schon helfen, den Raum zu verlassen in dem ihr gespielt habt.
Abstand vom oder von der Spielpartner:in selbst
In manchen Fällen kommt es vor, dass die abgestürzte Person sich von seinem/ihrem Dom beziehungsweise Sub selbst zurückziehen möchte. In diesem Fall ist es sehr wichtig diese „Pause“ vorher miteinander zu besprechen, auch wenn es schwerfällt. Legt eine Zeitspanne fest, in der ihr auf Kontakt verzichtet. Plant am besten schon, wie der Kontakt wieder aufgenommen werden soll. Beispiel: „Ich würde gerne dieses Wochenende für mich haben um nachzudenken, was passiert ist. Lass uns Sonntagabend telefonieren und darüber sprechen.“
Selbst wenn ein Drop so verheerend war und ihr infolgedessen entscheidet, nicht mehr miteinander spielen zu wollen: Ghosting ist keine gute Lösung. Auch in diesem Fall solltet ihr darüber sprechen.
4. Ablenkung
Auch wenn wir euch natürlich nicht empfehlen einen Drop zu verdrängen, kann Ablenkung erstmal eine Übergangslösung sein. Gerade wenn ihr noch nicht bereit seid, euch sofort mit euren Gefühlen auseinandersetzen. Macht einen Spaziergang, am besten an der frischen Luft in der Sonne. Kocht oder schaut einen Film an. Hört einen Podcast oder lest ein Buch. Vieles davon geht auch gut gemeinsam, mit mehr oder weniger körperlicher Nähe.
5. Selbstreflexion und Kommunikation
Einen Drop sollte man nicht einfach verdrängen, sondern die eigenen Gefühle zulassen, annehmen und einordnen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Von der Seele schreiben
Nimm einen Zettel und einen Stift und schreibe auf, wie du dich fühlst. Das mag befremdlich klingen, aber oft hilft es, Emotionen einen Namen zu geben. Schreiben hilft Gedanken zu strukturieren. Das Ergebnis ist dabei fast egal. Das Schriftstück muss niemandem gezeigt werden und kann auch anschließend vernichtet werden.
Drop als Signal für neue Grenzen
Ein Drop kann auch das Signal sein, dass etwas während der Session zu weit gegangen ist. Nimm ihn als Anlass, deine Grenzen neu zu setzen. Ist die Ursache für den Drop als neues Limit definiert, nimmt euch das die Angst, dass sich der Absturz wiederholt.
Kommunikation miteinander
Das muss nicht sofort passieren. Trotzdem ist es sehr hilfreich, zum passenden Zeitpunkt über den Drop zu sprechen. So könnt ihr Verständnis zeigen und vielleicht sogar Missverständnisse aufklären. Durch ein offenes Gespräch zeigt ihr, dass ein Absturz kein Tabu ist und nehmt dem Thema seine Bedrohlichkeit.
Austausch mit anderen
Auch ein Austausch innerhalb der Szene oder mit anderen verständnisvollen, objektiven Personen kann helfen. Vor allem dann, wenn man die Rückversicherung erhält, mit diesen Emotionen nicht allein zu sein. Du bist sicher nicht die erste Person, die abgestürzt ist. Hör dir an, wie andere damit umgegangen sind.
6. Die nächste Session nach dem Drop
Im Reitsport gilt das Motto: „Nach einem Sturz sollte man so schnell wie möglich wieder aufs Pferd.“ Das sollte man natürlich nur begrenzt auf BDSM übertragen. Trotzdem muss man keine Angst vor der nächsten Session haben.
Plant hierfür etwas, bei dem ihr euch besonders sicher fühlt. Bleibt erstmal bei euren Basics und den Praktiken, die euch besonders Spaß machen. Sprecht vor der Session noch einmal bewusst über Limits, eure Einvernehmlichkeit und stellt Fragen. Gestaltet die Session erstmal nicht zu lang oder zu intensiv, sondern justiert gegebenenfalls nach. Seid einfach besonders achtsam. Und lasst euch von einem Drop nicht die Freude an eurer kinky Seite nehmen.