Was sind Hentais?

Hentai bezeichnet japanische pornografische Manga und Anime, also animierte Filme oder Comic-Zeichnungen. Sie zeigen sexuelle Handlungen, aber Fetische und sind meist pure Fantasie. In Japan gibt es Manga für jede:n und zu fast jedem Thema – von Hausfrauen-Geschichten bis hin zu Science Fiction. Dabei können Hentai sowohl originale Geschichten mit eigenen Charakteren als auch alternative Erzählungen bekannter Figuren sein, ähnlich wie Fanfiction. Fanfiction bezeichnet erotische Literatur, die meist auf bestehenden Werken basiert.

Die japanische Schreibweise für Hentai ist 変態, was oft mit „Abnormität“ oder „Perversion“ übersetzt wird. Dabei steht das erste Zeichen 変 für„seltsam“ oder „Neugierde weckend“, das zweite Kanji 態 steht für „Zustand“. Hentai bedeutet also eher „seltsamer Zustand“ als „Perversion“. Ursprünglich bezeichnete der Begriff auch die Metamorphose, den eigenartigen Prozess, bei dem sich Eier über verschiedene Entwicklungsstadien wie Larven oder Puppen zu ausgewachsenen Insekten verwandeln. Das Wort ist eine verkürzte Form von hentai seiyoku 変態性欲, wobei seiyoku 性欲 für sexuelle Lust steht. Das Wort hat also eine lange Geschichte. Wie so oft im BDSM gibt es viele Klischees über Hentai. Und eines beginnt eben direkt beim Namen.

Weltweit der meistgesuchte Begriff auf Pornoseiten

Hentai-Anime machen etwa fünf bis zehn Prozent aller in Japan produzierten Anime aus. Der Markt für Pornografie ist riesig, weshalb es eine große Anzahl an Genres gibt, die von Fantasy, Aliens und Science Fiction über „Magical Girls“ und -Boys bis hin zu Geschichten von Hausfrauen oder der ersten Freundin reichen. Ähnlich wie bei Manga gibt es also für jede:n den richtigen Hentai. 2024 war „Hentai“ außerdem nicht ohne Grund zum vierten Mal in Folge weltweit der meistgesuchte Begriff auf Pornhub, der größten Tube-Pornoseite der Welt.

Da es sich bei Hentai um gezeichnete Pornografie handelt, sind viele Darstellungen weit von der Norm oder den anatomischen Möglichkeiten entfernt. In Hentais wird jedoch auch oft Verbotenes oder Kritisches gezeigt. Im Subgenre „Lolicon“ werden bewusst Frauen mit dem Körperbau von Mädchen dargestellt. Auch Fantasien von Vergewaltigung, nicht einvernehmliche Handlungen oder sogenannte „Mind Break“-Szenarien sind immer wieder Teil der Werke. Häufig finden sich auch Darstellungen von Tieren oder tierähnlichen Wesen. Diese Themen können nur behandelt werden, da es sich um Zeichentrick handelt. Da sie oft grenzwertig sind, muss immer das Bewusstsein herrschen, dass es sich hier um Fiktion handelt.

Geschichte des Hentais und japanischer Zensur

Erotik ist ein grundlegender Bestandteil der Kunst. Das galt in Japan genauso wie in Europa. Aus der Ukiyo-e, der sogenannten Edo-Zeit, sind vor allem Holzschnitte wie „Die große Welle“ oder Darstellungen von Samurai-Kriegszügen bekannt. Doch auch damals gab es bereits pornografische Szenen. Diese Kunstform nannte man Shunga. Solche Werke waren bei Sammler:innen sehr beliebt.

Die Veröffentlichung solcher Kunst wurde jedoch bereits unter den Kyoho-Reformen von 1736 eingeschränkt. Ab diesem Zeitpunkt durften nur noch Bücher und Kunstwerke veröffentlicht werden, die von der damaligen Regierung erlaubt wurden. Dies betraf vor allem christliche und kritische Darstellungen, aber auch erotische Werke. Die nachfolgenden Gesetze verschärften die Veröffentlichung von Shunga, sodass es zu einem Untergrund-Produkt wurde, das nur noch heimlich gehandelt wurde. Besonders Darstellungen des männlichen Gliedes und der Klitoris waren betroffen.

Einer der bekanntesten Künstler dieser Zeit war Katsushika Hokusai, der sowohl „Die große Welle“ als auch „Der Traum der Fischersfrau“ schuf. Beide habt ihr bestimmt schon einmal gesehen. Aus bildrechtlichen Gründen werden sie hier nicht eingebettet, doch schaut mal hier hier für „Der Traum der Fischersfrau“. Auf diesem wird eine Frau dargestellt, die durch einen Kraken sexuell befriedigt wird. Es gilt als eine der ersten Darstellungen von Tentakel-Hentai. Auch die Übersetzung des Textes lohnt sich aufmerksam zu lesen.

In der Meiji-Zeit (1868 – 1912) wurde die Anfertigung und der Verkauf von pornografischen und politischen Schriften sowie Zeichnungen völlig verboten. Darüber hinaus wurden Verstöße mit hohen Strafen belegt, was die Zensur in Japan weiter verstärkte. Mit dem Beginn des Krieges nahm die Angst vor „unreinem“ Gedankengut zu, sodass alle Produktionen und Veröffentlichungen staatlich kontrolliert wurden. Nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg wurden Zensur und Beschränkungen zumindest theoretisch aufgehoben.

In den 1970er Jahren wurden neue Gesetze erlassen. Diese ermöglichten zwar die Redefreiheit, doch das Abbilden von Geschlechtsverkehr, Schamhaaren, Klitoris oder Eichel war weiterhin verboten. Die meisten Hentais umgingen diese Einschränkungen, indem sie Genitalien mit Balken oder Punkten verdeckten.

Warum steht man auf Hentai?

Pornografie ist eher eine Sucht der Neuzeit. Das Internet bietet eine unendliche Quelle für immer spezifischer werdende sexuelle Vorlieben. Als junge Person kommen einem zwar gezeichnete Werke näher, insbesondere da Anime immer häufiger auch im westlichen Fernsehen zu sehen ist. Auf der anderen Seite erlebt man als Erwachsene:r oft ein „Abstumpfen“ gegenüber herkömmlicher Pornografie. Dies führt dazu, dass man eher zu erotischer Literatur oder eben gezeichneten Werken übergeht, da diese auf eine andere Art produziert werden als gängige Pornos.

Hentai bedient auch Fetische und Vorstellungen, die in der BDSM-Szene verbreitet sind, aber in der Pornoindustrie nicht oder nur schwer umsetzbar sind. Beliebte Genres sind zum Beispiel Tentakel oder Fantasiewesen, Transformationen oder Ovipositors (das Ablegen von Eiern). Auch „Mind Break“, „Reverse Rape“ und „Rape“-Filme sind beliebt, da diese in der herkömmlichen Pornoindustrie nicht produziert werden, da es sich um CNC-Szenarien handelt. Zudem ist Hentai bekannt für extrem übertriebene Körperformen, die in der Realität kaum erreicht werden können – etwa sehr große Brüste oder eine extrem flache Anatomie. Außerdem gibt es Futanaris, also Personen die sowohl Penis als auch Vulva haben. In einem Hentai ist alles möglich, ohne Menschen zu gefährden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Hentai-Kultur vollkommen unbedenklich ist.

„It’s simply upping the ante on novelty, there is more than men penetrating women. These days, seeing a video of a couple getting it on might not be as exciting, so you’ve got further exaggerations and further amplifications of things. It’s the erotic equivalent of a cronut. It doesn’t exist in nature.”

Stephen Snyder, M.D. Zitat aus einem Interview in der Cosmopolitan.

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