Was steckt eigentlich genau hinter einem Fußfetisch?

Wie der Name schon sagt handelt es sich bei einem Fußfetisch um die sexuelle Vorliebe für Füße. Der Fachbegriff hierfür lautet Podophilie. Die verschiedenen Arten von Fußfetischen sind sehr viel unterschiedlicher, als man primär vermuten würde.

Beispielsweise kann sich die Vorliebe auf bestimmte Bereiche des Fußes konzentrieren wie etwa Zehen, Fußsohlen, Knöchel oder Mittelfuß. Andere mögen besondere Details wie Fußschmuck, lackierte Nägel oder Fußbekleidung. Zu den häufig verbreiteten Fetischen gehören Strümpfe, Strumpfhosen oder Schuhe. Andere legen vielleicht eher Wert auf Geruch und Erscheinungsbild. Dabei gibt es Anhänger:innen von sauberen, gepflegten Füßen, während wiederum andere Fetischist:innen ausdrücklich intensiv riechende Füße mögen.

Weiterhin können Faktoren wie Größe, Breite und Form der Füße oder welche Zehen welche Länge haben eine entscheidende Rolle spielen. Zusätzlich unterscheidet man noch, ob die aktive oder passive Person einen Fetisch hat. Also, ob eine Person gerne etwas mit Füßen macht oder es liebt, wenn etwas mit ihren Füßen gemacht wird.

Die dritte, große Kategorie der Fußfetischist:innen sind Anhänger:innen von Fußsex. Bei den sexuellen Praktiken wird zwischen der Reizung mit dem ganzen, nackten Fuß oder nur mit den Zehen unterschieden. Die Stimulation mit angezogenen Schuhen, oft High Heels, ist eng verwandt und gehört zum Schuhfetischmus. Im Zusammenhang mit diesen Praktiken begegnen einem die englischen Bezeichnungen Footjob, Toejob und Shoejob immer wieder.

Dazu kommen häufig auch noch Praktiken aus dem BDSM-Bereich wie Trampling, das Fesseln oder Kitzeln von Füßen oder die Bastonade. Letztere wird auch Fußfolter genannt und bezeichnet Hiebe auf die Fußsohlen. Für manche Anhänger von CBT bietet sich ein besonderer Reiz, wenn die Hoden mit den Füßen traktiert werden. Crushing ist ein Kink, bei dem eine Person es genießt, einer anderen dabei zuzusehen, wie sie mit den Füßen etwas kaputt macht, also beispielsweise durch Obst stampft oder Modellautos mit ihren Schuhen zerquetscht.

Kulturelle Anzeichen für Fußfetischismus

Fußfetisch ist historisch schon sehr lange bekannt und belegt. Im alten China zählte der „Lotusfuß“ lange zum Schönheitsideal einer Frau. Je kleiner der Fuß einer Frau war, umso begehrenswerter wurde sie beurteilt. Die gesellschaftliche Prägung auf diese Form der Ästhetik war so akzeptiert und verbreitet, dass bis ins 20. Jahrhundert die Füße von jungen Mädchen gebrochen und bandagiert wurden, um den Lotusfuß zu erreichen.

Auch im westlichen Bereich ist die Liebe zu Füßen schon früh dokumentiert. 1812 erschien das Märchen Aschenputtel der Gebrüder Grimm, bei dem die Protagonistin so kleine Füße hatte, dass keiner anderen Frau ihr Schuh passen konnte. Der Prinz konnte sie so eindeutig identifizieren. Der bayrische König Ludwig der I. ließ sich im 18. Jahrhundert eine Marmorskulptur von den Füßen einer Frau anfertigen.

Wie entsteht ein Fußfetisch?

Wie so vieles im Fetischbereich, ist bis heute nicht abschließend geklärt, warum und wie ein Fußfetisch sich entwickelt. Weit verbreitet ist eine These, die die Entstehung in der Biologie des menschlichen Gehirns begründet.

Nahe dem limbischen System, welches für unsere sexuelle Erregung zuständig ist, befindet sich der sensomotorische Cortex, welcher aus zwei Teilen besteht. Einer, der die Bewegung steuert und einer der Berührungen und das passende Empfinden als Sinneseindruck verarbeitet.

Mittels moderner bildgebender Verfahren wie Hirnscans konnte beobachtet werden, wie stets dieselben Regionen aufleuchten, wenn Testpersonen etwas bestimmtes tun oder spüren. Eines der ersten Areale, das unmittelbar an das limbische System angrenzt, ist verantwortlich für die Empfindung in unseren Füßen. Und es ist im Verhältnis groß.

„Je größer ein Körperteil repräsentiert ist, umso empfindlicher ist es auch.“

Herta Flor, Psychologin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, www. gehirn.info

Aus diesen Kenntnissen bildete sich die These, dass es bei einigen Menschen zu Übersprungsreaktionen der beiden Gebiete kommt und somit die Empfindung von Füßen eine sexuelle Erregung auslöst und dies auch häufiger, als es zum Beispiel die Berührung von Ohrläppchen tut. Bewiesen werden konnte dies bislang nicht.1

Forschung und Fußfetisch

Medizinisch wird immer wieder diskutiert, ob der Fußfetisch überhaupt ein Fetisch sei. Dafür sei er zu verbreitet und stellt aufgrund des Dimorphismus relativ oft ein Kriterium für die Beurteilung der Attraktivität des Gegenübers dar. Das bedeutet, wie bei den Vögeln sind Männchen und Weibchen von der Natur unterschiedlich ausgestattet worden. Die Männchen mit dem auffälligen Gefieder, die Damen dezent. Übertragen auf Füße haben Cis-Frauen absolut sowie relativ zu ihrer Körpergröße anders geformte, insgesamt kleinere und schmalere Füße als Männer.

Außerdem gibt es bislang kaum Studien, die nicht auf cis-heteronormativen Annahmen basieren, weswegen ein umfassender Überblick leider (noch) nicht möglich ist. Bei den bislang existierenden Studien stellte sich zum Beispiel heraus, dass Frauen die Aufmerksamkeit häufig auf ihre eigenen Füße richten, was sich in Pflege, Schmuck oder einer leidenschaftlichen Schuhsammlung ausdrücken kann, während heterosexuelle Männer häufiger auf die Füße der Frau achten. Statistisch gesehen werden dabei kleine oder durch Kleidung klein erscheinenden Füße bevorzugt und von der Mehrheit der Männer als besonders attraktiv bewertet.2

Auch Umweltfaktoren haben die gesellschaftliche Einstellung zum Fußfetisch oder der allgemeinen Rolle von Füßen im sexuellen Kontext beeinflusst. Hierbei ist spannend, dass in der Geschichte der Wunsch nach Footjobs, soweit nachvollziehbar, besonders in Pandemiezeiten steigt, da ein Footjob als besonders sichere Sexpraktik angesehen wird. Dies geht aus einer Studie aus den 90er Jahren hervor, als Aids weltweit für Aufsehen sorgte.3

1994 erschien eine der wenigen Studien, die sich mit homosexuellen Paaren und Fußerotik befasste.4 Hier erschien es so, dass viele Vorlieben mit einem bestimmten Typ Mann in Verbindung gebracht werden und ein diese Interpretation wichtiger war, als beispielsweise ein Fußfetischismus. Bis heute liegt leider keine neuere Studie vor, sodass in der öffentlichen Wahrnehmung Fußfetischismus vorwiegend bei heterosexuellen Cis-Menschen aufzutreten scheint. Vermutlich aber auch, weil ohne Forschung kein Vergleich gezogen werden kann.

Gesellschaftliche Fakten

Dank hoher Verbreitung und prominenter Anhänger gehört der Fußfetisch zu einem der am meisten akzeptierten Fetischen in unserer Gesellschaft. So outeten sich schon einige Prominente wie Quentin TarantinoOrlando Bloom, Kool Savas und Bülent Ceylan als Fußfetischisten oder thematisieren ihre Vorliebe für schöne Füße in ihrer Arbeit.

Dennoch sollte auf jeden Fall differenziert werden, was die mehrheitliche Gesellschaft denn unter dem fast schon schick gewordenen Bild „Fußfetisch“ versteht. So sind Männer, die offen dazu stehen, dass sie Frauen in Strümpfen aus Nylon und High Heels erotisch finden, keine Seltenheit. Im Gegensatz dazu wird man außerhalb von kinky Netzwerken eher weniger Menschen treffen, die offen über ihre sexuelle Neigung zu drei Tage lang getragenen Socken sprechen.


  1. Für mehr Informationen zum Thema Cortex und Gehirn, Empfindungen und anatomischer Lage: https://www.dasgehirn.info/ ↩︎
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-014-0422-z (Entsprechender Artikel von 2014) und Sex differences in relative foot length and perceived attractiveness of female feet: relationships among anthropometry, physique, and preference ratings. In: Percept Mot Skills. 2007. ↩︎
  3. A. J. Giannini, G. Colapietro, A. E. Slaby, S. M. Melemis, R. K. Bowman: Sexualization of the female foot as a response to sexually transmitted epidemics: a preliminary study. In dem Magazin: Psychological Reports. (1998 Oct). ↩︎
  4. M. S. Weinberg, C. J. Williams, C. Calhan: Homosexual foot fetishism. In: Archives of sexual behavior. 1994 Dec;23(6), S. 611–626. ↩︎

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