Was bedeutet FLR?
FLR ist die Abkürzung für „Female Led Relationship“, übersetzt also eine „von einer Frau geführte Beziehung“. Dabei handelt es sich um eine 24/7 Beziehung mit Machtgefälle. Wenn man von FLR spricht, ist in der Regel eine Beziehung zwischen einer cis-weiblichen dominanten Frau und einem cis-männlichen devoten Partner gemeint, auch wenn sich das Konzept auf andere Gender übertragen lassen würde.
Wie sieht eine FLR aus?
FLR ist ein wahnsinnig komplexes und vielseitiges Konstrukt. BDSM ist häufig, aber nicht immer ein Bestandteil davon. Die Ausgestaltung ist für jedes Paar individuell. Der häufigste Rahmen dieser Spielart sieht vor, dass die Frau als Femdom die Regeln der Beziehung vorgibt und der Mann diese zu befolgen hat. Tut er es nicht oder ist er bei der Ausübung seiner Aufgabe nicht zufriedenstellend, bestraft die Frau ihn. Erledigt er seine ihm übertragenen Aufgaben gut, belohnt sie ihn. Dabei spielt es keine Rolle ob die Strafe körperliche Züchtigung, mit beispielsweise einer Gerte, oder mittels Demütigung erfolgt. Häufig spielt Orgasmuskontrolle eine entscheidende Rolle.
Beispiele sind die Übertragung gewisser Haushaltstätigkeiten wie beispielsweise das Bügeln, Müll rausbringen oder Staubsaugen. Zusätzlich dazu erfolgen sexuelle Kontakte nach Wunsch der Frau, also wann und wie sie will. Der Mann hat die Aufgabe, seine Herrin zufrieden zu stellen.
Extreme Formen von FLR
Bei den extremeren Formen von FLR geht das Konstrukt soweit, dass der Mann vollkommen abhängig von der Führung der Frau wird. Sie verwaltet das Geld, entscheidet, ob und wie viel Geld der Mann zur Verfügung hat, hat die Kontrolle über sämtliche Ausgaben, Einnahmen, ist Inhaberin sämtlichen Eigentums, Konten, Verträge. Das eine solche Beziehung mit vollständiger Machtübergabe (Total Power Exchange, kurz TPE) unter Umständen auch sehr gefährlich sein kann, muss an dieser Stelle erwähnt sein. Auch wenn die Vorstellung von vollkommener Abhängigkeit sehr erregend sein kann, ist diese Verantwortung in den Händen einer falschen Person zerstörerisch. Achtet also immer unbedingt auf die Grenzen der anderen Person. Dies gilt hierbei auch in beide Richtungen, denn auch Verantwortung in dieser Form tragen kann und will nicht jeder Mensch.
Warum leben manche in einer FLR?
Meist handelt es sich bei FLR-Beziehungen aber um sehr aufrichtige und verantwortungsbewusste Konstellationen. Der Mann hat vielleicht in der Arbeit sehr hohe Verantwortung und ist froh, sich im privaten Bereich nur führen lassen zu können. Die Frau sollte den Mann in einem solchen Konstrukt nicht als wertlos erachten, sondern den aufrichtigen Wunsch haben, ihn durch die Führung zu stärken, zur besten Version seiner selbst zu machen anstatt ihn zu brechen und kontrollieren zu wollen. Im Alltag sind diese Paare oft ein eingespieltes Team, das von außen betrachtet ebenbürtig und auf Augenhöhe agiert. Das sie intern das letzte Wort hat, ist nach außen hin nicht immer ersichtlich. Genau dieser Mix aus Vertrauen und Stärken, aus Führen und Folgen, aus sehr offener Kommunikation und sexueller Machtausübung macht das Konstrukt für viele reizvoll.
Wer hat was davon?
Frauen, die gerne die Kontrolle haben, die gerne den Ton angeben und aktiv den Alltag und die Sexualität gestalten wollen, können in einer FLR-Beziehung aufgehen. Dabei ist die Art der Dominanz völlig unterschiedlich einsetzbar, wodurch sich sowohl Mistress, Top, Dom, Hotwife oder Mommy bis hin zu Rigger:innen, Brat-Tamer:innen als auch Degrader in einer FLR finden können.
Männer, die ihre Partnerin gerne verwöhnen, verehren oder achten, ihr ein möglichst angenehmes Leben bieten und sich um ihre Bedürfnisse kümmern wollen, bilden eine perfekte männliche Basis für eine solche Beziehung. Auch Männer, die gerne erzogen werden, die es anturnt, wenn eine Frau genau weiß, was sie will und dies auch einfordert oder Männer, die Strenge und Züchtigung genießen, können sich in einer FLR gut ausleben. Dazu gehören Serfs, Cuckolds, Subs oder Sissys ebenso wie Degradees oder Masochisten.
Was gilt es zu beachten?
Wie bereits erwähnt, liegt eine extreme Macht in den Händen der führenden Frau in einer FLR-Beziehung. Umso wichtiger, dass zu Beginn über Einvernehmlichkeit, Rahmen und Limits gesprochen wird. Regelmäßige Gespräche außerhalb des Machtgefälles sind sinnvoll. „Geht es dir damit gut?“, „Was gefällt dir oder auch nicht?“, „Wo würdest du gerne noch mehr Verantwortung abgeben oder zurückgewinnen?“ oder ähnliche Fragen helfen, die aktuelle Konstellation zu reflektieren und anzupassen. Weitere Ratschläge um über deine Neigungen zu sprechen, findest du hier. Hard Limits müssen auch bei TPE und 24/7 beachtet werden.
Denn der dienende Mann in einer solchen Beziehung ist immer noch ein Mensch und sollte auch entsprechend wahrgenommen und behandelt werden. Und auch wenn es verführerisch scheint, so ist auch der unten spielende Partner nicht von jeder Verantwortung befreit. Es ist aber seine Aufgabe zu kommunizieren, wenn es ihm mit einer Situation nicht gut geht. So kann auf lange Sicht eine sehr harmonische Beziehung mit dem gewissen Etwas entstehen und gedeihen. Wie die Engländer sagen: „Happy wife, happy life“.
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