Was ist ein Fetisch?
Was steckt eigentlich hinter einem Fetisch?
Inhalte
Was steckt eigentlich hinter einem Fetisch?
Was bedeutet überhaupt Fetisch?
Abgrenzung zu BDSM und Kink
Wie entsteht ein Fetisch?
Welche Fetische gibt es?
Ab wann ist ein Fetisch krankhaft?
Fetisch & Lifestyle
Überblickseiten zu Kink und Fetisch
Geballtes Fetisch Wissen: Alle Artikel zum Thema
Fetischkleidung
Blick über den Fetischrand: Weitere Kinks
Was bedeutet überhaupt Fetisch?
Laut Wikipedia ist das Wort dem französischen Wort “fétiche” entlehnt, welches sich wiederum vom portugiesischen “feitiço” ableitet und die Verehrung von Gegenständen, denen göttliche oder zauberhafte Eigenschaften zugeschrieben wurden, bezeichnete. Karl Marx nahm den Begriff später auf und bezeichnete damit das quasireligiöse Verhältnis, das die Menschheit zu Geld, Kapital und Waren im Kapitalismus entwickelt hatte. Gut fand er das nicht.
Erst Ende des 19. Jahrhundert brachten die ersten Psychologen den Begriff des Fetischismus in Zusammenhang mit Sexualität, um beispielsweise die Hingabe an bestimmte Körperteile zu beschreiben. Richtig populär auch außerhalb von wissenschaftlichen Kreisen wurde der Begriff Anfang des 20. Jahrhunderts durch Sigmund Freud. Wer denn auch sonst. Und dass er solche Vorlieben als krankhaft, beziehungsweise pervers, einstufte, ist vermutlich auch keine Überraschung.
Wenn die Allgemeinheit von einem Fetisch redet, meint sie damit eigentlich jede Art von spezifischer Sexualpraktik. Rollenspiele und Praktiken, vor allem solche aus dem BDSM-Bereich miteingeschlossen. Passt ja auch irgendwie, denn sie sind ebenfalls etwas Zauberhaftes.
Streng genommen aber meint sexueller Fetischismus die Fixierung auf bestimmte Gegenstände, Materialien oder Körperteile. Die Weltgesundheitsorganisation grenzt die Definition gar nur auf die sexuelle Lust auf Dinge ein. Gerne behaupten auch Nicht-Fetischisten, einen Fetisch zu haben. Ist ja auch irgendwie cool und macht einen besonders. Zu sagen, man hätte zum Beispiel einen Unterwäsche- oder High-Heels-Fetisch, weil man auf schöne Unterwäsche oder besondere Schuhe an Frauen steht, hat aber nichts mit einem Fetisch zu tun, sondern mit Unterstreichung der Sexualität.
Wenn jemand aber Unterwäsche – meist mit bestimmten Eigenschaften – sammelt, das Bedürfnis hat sie ständig zu betrachten, anzufassen oder mehr, um sich zu stimulieren und die Gedanken von dieser Sammlung beherrscht werden, sieht die Sache schon etwas anders aus. “Fetisch” ist die sexuelle Anziehung zu einem Objekt, nicht der Superlativ von mögen.
Abgrenzung zu BDSM und Kink
Die Übergänge zu BDSM und Kink sind fließend. Die vielen Überschneidungen in den sexuellen Devianzen haben sogar zu einer gemeinsamen Subkultur geführt. Eine klare Abgrenzung gibt es zwar nicht, aber Schwerpunkte, die gesetzt werden.
Man stelle sich eine Gerade vor, an deren einem Ende BDSM mit nichts als einem Machtgefälle als zentralem Element steht. Am anderen Ende steht der objektgebundene sexuelle Fetischismus, zu dessen Ausübung kein:e Partner:in nötig ist und dessen Ausübung die einzige mögliche Form sexueller Aktivität ist. Dazwischen ist auf der Gerade alles möglich.
Ein Windelfetisch wird für manche erst vollkommen, wenn sie sich in dessen Rahmen mit kindlichem Verhalten einem anderen Menschen unterwerfen. Eine devote Person, die im Zuge von Erniedrigungen die Füße einer anderen Person lecken musste, hat dadurch vielleicht eine derart starke Stimulation erfahren, dass sie irgendwann durch den bloßen Gedanken an Füße erregt wird.
Als Kinks könnten wiederum die allgemeine Vorliebe für bestimmte Praktiken physischer oder psychischer Natur bezeichnet werden, die auf dieser Geraden zum Einsatz kommen. Natursekt beispielsweise kann ein Fetisch an sich sein oder im Rahmen von BDSM eingesetzt werden. Oder beides. Man könnte BDSM und Fetischismus daher als Pole einer gemeinsamen Welt betrachten, die von den Kinks zusammengehalten wird. Und in der es viel zu entdecken gibt.
Wie entsteht ein Fetisch?
Da auf diesem Gebiet kaum geforscht wird, existieren nur Thesen oder unvollständige Konzepte. Die schlüssigste Theorie lautet, dass grundsätzlich in jedem Menschen die Veranlagung zu einem sexuellen Fetisch vorhanden ist. Er entstehe aber erst, wenn ein gewisser Schlüsselreiz und sexuelle Erregung gleichzeitig stimuliert werden und daraufhin das Gehirn beides untrennbar miteinander verknüpft.
Gegen die Theorie spricht, dass demnach viel mehr Menschen einen Fetisch entwickeln müssten und die Diversität noch höher sein müsste. Außerdem erklärt die Theorie nicht, warum Fetischismus häufiger bei Männern als bei Frauen vorkommt. Auch erklärt sie nicht, warum ein Fetisch so gut wie nie über die Zeit nachlässt oder verschwindet.
Entstehen kann ein Fetisch zu jeder Zeit. Einige entdecken ihre Neigung schon sehr früh im Kindesalter, andere in der Pubertät, manche erst viel später im Erwachsenenleben. Ein Fetisch kann sich aber auch im Laufe der Zeit wandeln oder um weitere ergänzt werden.
Welche Fetische gibt es?
Grundsätzlich kann alles ein Fetisch sein. Bemerkenswert ist, dass manche Fetische weiter verbreitet sind als andere. Am weitesten verbreitet sind solche, die an bestimmte Kleidungsstücke gebunden sind, wie etwa Schuhe, Strümpfe, Uniformen. Für viele spielt das Material eine große Rolle. Neben Latex und Leder stehen auch viele auf Seide, Nylon oder Pelz.
Fetischismus der an einzelne Körperteile geknüpft ist, geht oft, aber nicht immer, mit devotem Verhalten einher. Am bekanntesten und verbreitetsten ist der Fußfetisch. Manche Fetischist:innen werden von Achselhöhlen, Ohren oder anderen spezifischen Körperteilen in den Wahnsinn getrieben.
Zu einer gewissen Berühmtheit haben es Gegenstand- und Objekt-Fetische, wie Ballons, Bäume, Maschinen, Radios oder Pedal Pumping gebracht. Da sie für die Allgemeinheit kaum nachzuvollziehen sind, finden sich solche Neigungen gerne und unter Artikeln mit heischerischen Headlines wie “Die 10 ausgefallensten Sex-Vorlieben”. Vermutlich, um den Leser:innen etwas zum Lachen zu geben. Spektakulär sind die Fälle von Frauen, die über die sexuelle Anziehung hinaus Liebe zu Objekten wie dem Pariser Eiffelturm oder der Berliner Mauer entwickelten.
Ab wann ist ein Fetisch krankhaft?
Strittig ist die Frage, wo die Definition als sexuelle Präferenz aufhört und eine echte Störung anfängt. So zauberhaft ein Fetisch sein kann: spätestens wenn andere gegen ihren Willen mit diesen sexuellen Fantasien in Berührung kommen oder anderen oder sich selber Schaden zugefügt wird, ist die Grenze erreicht. Oder wenn ein Fetisch als so dringend und ersatzlos für sexuelle Reize erachtet wird, dass für den Betroffenen ein gewisser Leidensdruck entsteht. Vorsicht auch vor Fetischen, die ein gewisses Risiko für Gesundheit oder Leben bergen, wie zum Beispiel die für Fäkalien.
Fetisch & BDSM von A-Z
Bekannte Fetische
Latex
In ganz besonderem Glanz erstrahlen
Fussfetisch
Sohlen auf dem Weg zur Akzeptanz
Uniformfetisch
Zwischen Autorität und Geborgenheit
Windelfetisch
Einen auf dicke Hose machen
Natursekt
Einfach laufen lassen
Fetischist
Wann ist man ein:e Fetischist:in?
Fetisch & Lifestyle
Es gab sie und es gibt sie immer wieder: Die Aufsehen erregenden Schnittstellen zwischen Fetisch und Fashion. Oft finden sich in der Mode Elemente, die wir aus dem BDSM- oder Fetischbereich kennen. Doch was war zuerst da?
Für ihren Artikel über Windelfetischismus ist Autorin Kat auf viele Klischees und Kinkshaming gestoßen. Also hat sie zwei Fetischistinnen mit genau dieser Vorliebe zum Interview gebeten, um herauszufinden: Was steckt eigentlich hinter diesem Fetisch?
„Und worauf stehst du eigentlich?” Es ist irgendwie peinlich. Schnürt einem die Kehle zu. “Was denkt die andere Person jetzt wohl? Wie sag ich das? Bin ich komisch?” Nein, vermutlich nicht. Aber über Vorlieben sprechen will gelernt sein.
Häufige und ausgefallene Fetisch
Von Möbeln bis Nylon: Tauch ein in die bunte Welt der Fetische!
1. Fetischkleidung
Fetischkleidung ist eine sehr beliebte Art, seine Fantasien und Fetische auszudrücken. Auf vielen BDSM- oder Erotik-Parties finden sich ausgefallene Kostüme aus Lack und Leder, die die persönlichen Interessen an die Außenwelt bringen. Lies dich ein in den Fetisch-Kleiderschrank, mit Halsbändern, Choker, Kutten, Ketten und Masken.
2. Lederfetisch: Von der Textur zur Fantasie
Ein Lederfetisch beschreibt die erotische Anziehungskraft von Leder als Material oder Kleidungsstück. Leder ist in der Fetisch- und BDSM-Szene besonders beliebt und wird oft mit Macht, Dominanz und Sinnlichkeit assoziiert. Von Jacken und Hosen bis hin zu Korsetts, Masken oder Stiefeln – Leder hat eine starke prägende Wirkung, die durch seinen charakteristischen Geruch, die glatte oder raue Haptik und den robusten Look verstärkt wird.
3. Erotik auf Schritt und Tritt: Das steckt hinter einem Schuhfetisch
Schuhfetischismus zählt zu den Objektfetischen und ist häufig eng mit anderen Vorlieben wie dem Fußfetisch, Geruchsfetisch oder der Vorliebe für Nylons verbunden. Für viele Anhänger:innen liegt der Reiz in der Symbolik von Schuhen, die von Macht und Eleganz bis hin zu Dominanz und Unterwerfung reichen kann. Die erotische Anziehungskraft von Schuhen lässt sich auf ihre Optik, ihre Haptik oder auch ihren Geruch zurückführen.
4. Schweiß, Parfüm und mehr: Wenn der Geruch zum Fetisch wird
Gerüche haben eine direkte Verbindung zu unserem limbischen System, dem Bereich des Gehirns, der für Emotionen und Erinnerungen verantwortlich ist. Dadurch sind sie besonders stark darin, intensive Gefühle und Erregung auszulösen. Dabei können es sowohl natürliche Körpergerüche als auch externe Duftstoffe wie Parfüm oder Leder sein, die faszinieren.
5. Ganz schön aufgeblasen? Was Looning so spannend macht
Looning beschreibt die sexuelle oder emotionale Erregung durch Luftballons. Dieser Fetisch ist auch unter dem Begriff „Balloon Fetish“ bekannt und gehört zu den Objektfetischen. Menschen mit einer Vorliebe für Looning empfinden Freude, Aufregung oder Erregung durch den Anblick, das Berühren oder das Spielen mit Luftballons. Dabei kann die Interaktion mit den Ballons spielerisch, sinnlich oder explizit erotisch sein.
6. Wenn Nylon die Fantasie beflügelt: Einblick in den Nylonfetisch
Ein Nylonfetisch beschreibt die erotische Vorliebe für Kleidungsstücke aus Nylon, wie Strümpfe, Strumpfhosen oder auch bestimmte Dessous. Nylons sind aufgrund ihres seidigen Glanzes, ihrer engen Passform und ihrer glatten Haptik seit Jahrzehnten ein Klassiker in der Fetischwelt. Der Stoff umhüllt die Haut, betont die Konturen des Körpers und schafft dabei eine sinnliche Ästhetik, die von vielen Fetischist:innen als besonders erotisch empfunden wird.
7. Wenn Schutz die Sinne belebt: Was ist ein Schmutzfetisch?
Mysophilie, das Fachwort für Schmutzfetisch, bezeichnet die sexuelle Erregung durch Schmutz, Unordnung oder spezifische Gerüche, die als unangenehm oder unhygienisch gelten könnten. Dieser Fetisch gehört zu den weniger bekannten Vorlieben und umfasst ein breites Spektrum an Praktiken und Reizen, die von leicht verschmutzter Kleidung bis hin zu extremen Formen von Verunreinigung reichen.
8. Geruch, Haut, Nähe und ein Hauch von Tabu: Faszination Achselfetisch
Der Achselfetisch, auch als Axillismus bekannt, beschreibt die sexuelle Anziehung zu Achseln und allem, was mit ihnen verbunden ist. Ob es der Anblick, der Geruch oder die Textur der Haut ist – für viele Fetischist:innen haben Achseln eine besondere erotische Ausstrahlung. Diese Vorliebe kann sich auf glattrasierte, unbehaarte oder natürlich behaarte Achseln beziehen und ist so individuell wie die Menschen, die sie teilen.
9. Wenn Menschen zu Möbeln werden: Einblicke in die Welt des Möbelfetisch
Der Begriff „Möbelfetisch“ oder „Forniphilia“ beschreibt die sexuelle Vorliebe, bei der Menschen in die Rolle eines Möbelstücks schüpfen oder andere zu solchen machen. Dieser Fetisch gehört zu den extremen Formen, häufig in Verbindung mit BDSM, und ist oft ein Ausdruck von absoluter Unterwerfung oder Dominanz. Forniphilia verbindet körperliche Kontrolle, oft durch Bondage, mit dem psychologischen Reiz, ein unbelebtes Objekt zu sein oder zu besitzen.
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