Wie offen darf Sexualität heute sein? Wie selbstverständlich ist es geworden, sich über BDSM, Fetisch und Kink auszutauschen – nicht nur hinter verschlossenen Türen und in der Szene, sondern im Mainstream des urbanen Nachtlebens, auf Social-Media-Plattformen und sogar in der Modewelt? Um diese und andere Fragen ging es in einer aktuellen Podcast-Folge von „Rein & Raus“, in der Marina, Gründerin von Deviance, zu Gast war.
Und zwar schon zum zweiten Mal. Das erste Gespräch mit Host Jones liegt nämlich rund vier Jahre zurück. Damals ging es vor allem um die Kink-Szene an sich. Dieses Mal stand vor allem eine Frage im Vordergrund, nämlich wie sich die Community seit ihrem letzten Gespräch verändert hat.
Damals war BDSM vor allem ein subkulturelles Phänomen, das sich oft im Verborgenen abspielte. Heute hingegen begegnen uns Elemente des Kink beinahe selbstverständlich – sei es auf Mottopartys, in technoiden Clubnächten oder im Street-Fashion-Look. Könnte man meinen. Doch ganz so einfach ist es wie immer nicht. Dennoch wirft diese Entwicklung Fragen auf: Ist BDSM dabei, seinen Status als lustvoll-hintergründige Nische zu verlieren? Verblassen damit auch die Werte der Kink-Szene oder entstehen neue Chancen für Austausch, Aufklärung und Vernetzung?
Vom Geheimtipp zum Gesprächsthema?
In der Podcast-Folge erzählt Marina, wie BDSM und Kink sich in den letzten Jahren weiter in die öffentliche Wahrnehmung geschoben haben. Es ist einfacher geworden, darüber zu sprechen, offener geworden, neue Wege zu erkunden. Gleichzeitig sind wir mitten in einem Spannungsfeld: Wo früher Stammtische, Nischenevents und der persönliche Austausch unter Gleichgesinnten dominierten, tauchen heute überall Mottopartys und modeinspirierte Kink-Styles auf. Das ist toll, weil es Berührungsängste abbauen kann – aber es macht es auch schwieriger, den Kern der Sache zu erkennen.
Offenheit ist super, denn so kommen Interessierte leichter an Informationen. Neulinge müssen nicht mehr heimlich Begriffe googeln oder sich mühsam orientieren. Sie können offener fragen: „Ist das etwas für mich?“ und endlich ehrliche Antworten bekommen. Gleichzeitig wissen wir, dass BDSM mehr ist als ein schickes Outfit oder ein klischeehaftes Kostüm. Es ist ein Raum für ehrliches, einvernehmliches Ausprobieren. Ein Ort, an dem man sich selbst und andere neu erleben kann.
Dabei spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, die durch die Pandemie noch einmal beschleunigt wurde, als zum Beispiel Offline-Stammtische und Treffen nicht mehr wirklich möglich waren. Interessierte begannen, sich noch stärker auch weit über regionale Grenzen hinaus miteinander zu vernetzen. Internationale Kontakte, Wissenstransfer und das gemeinsame Erkunden von Vorlieben – all das wurde so viel leichter zugänglich.
Und auch jetzt bietet die Online-Welt niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten für alle, denen Stammtische vor Ort ungewohnt oder einschüchternd sind. Ob vorsichtiges Orientieren oder gezieltes Ausleben spezieller Vorlieben – digitale Communities ermöglichen es, Gleichgesinnte zu finden, ohne sich sofort im realen Leben outen zu müssen.
Vorsicht vor der Verwässerung der Inhalte?
Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Tiefe und Qualität des entstehenden Diskurses. Wo früher Symbole, Rituale und Praktiken klar codiert waren, ist heute vieles Motto und Style. Das kann zwar Neugier wecken, führt aber gelegentlich auch zu Unsicherheit: Welche Bedeutung hat ein Halsband, wenn es zum modischen Accessoire wird? Wie erkennt man, wer sich wirklich mit den Werten und Spielregeln des BDSM auskennt und bereit ist, sich auf ehrlichen Konsens einzulassen?
Hier hilft es, den Blick vom bloßen Image auf den Kern zu lenken: BDSM ist mehr als ein Outfit – es ist eine dynamische Kultur voller Achtsamkeit, Kommunikation und fortwährendem Lernen. Qualität statt Quantität lautet die Devise: Wer ernsthaft eintauchen möchte, sollte Plattformen aufsuchen, die echtes Know-how vermitteln und Einsteiger:innen die Hand reichen.
Wissen, das weiterführt – die Zukunft liegt im Vernetzen
Die wertvollsten Ressourcen sind nach wie vor Erfahrungsaustausch und kontinuierliche Weiterentwicklung. Seriöse Inhalte, wie sie in Blogs, Magazinen und Plattformen wie Deviance entstehen, dienen hier als zuverlässige Begleiter. Sie bieten Wissen, Orientierung und praxisnahe Tipps, um Fetische sicher zu erkunden und die eigene Sexualität selbstbestimmt zu gestalten. So entsteht eine Community, die nicht nur feiert, sondern auch aufklärt – in einer Zeit, in der endlich mehr über Sex, Kink und BDSM gesprochen wird.
Ein Blick in die Zukunft der Kink-Szene
Was bedeutet die zunehmende Sichtbarkeit von BDSM im Alltag nun aber für die kommenden Jahre? Die entscheidende Veränderung der letzten Jahre liegt nicht darin, dass BDSM und Kink „salonfähig“ geworden sind. Vielmehr ergibt sich daraus eine Möglichkeit, tiefgreifende Werte breiter zu kommunizieren.
Wir sehen darin eine Chance, für Einvernehmlichkeit, Respekt und Verständnis zu sensibilisieren. In der Podcast-Folge wird deutlich, dass wir längst nicht am Ziel sind: Es gibt nach wie vor Plattformen und soziale Medien, die lieber weggucken und sperren, statt einen offenen Diskurs zuzulassen. Doch gleichzeitig entstehen neue Wege und Netzwerke, dank derer sich Interessierte immer besser vernetzen können.
Das Fazit nach dem Gespräch? Lasst uns die Vielfalt feiern, die sich da gerade entwickelt. Aber lasst uns auch nicht vergessen, warum wir uns überhaupt auf diesen Weg begeben haben – um BDSM, Kink und Fetisch als bewusste, einfühlsame und inspirierende Lebenswelten sichtbar zu machen. Dank Podcasts wie Rein & Raus und Plattformen wie Deviance können wir zusammen wachsen, voneinander lernen und aus dieser Community etwas Einzigartiges formen.
Hör doch einfach mal selbst rein und lass dich inspirieren. Vielleicht entdeckst du ja noch ganz neue Facetten an dir, von denen du bisher gar nichts wusstest. Und wer sich noch tiefer für die Materie interessiert, hier ist die erste Folge mit den beiden von Anfang 2021: